Studie: Krieg in der Ukraine verzögert Netto-Null-Ziele

WindSolarServicesPV-HandelEnergiehandelEnergy SolutionsHybrid ProjekteWasserstoff

18.04.2023

Der Weltklimarat hat es erst vor kurzem wieder betont: Um die Klimaziele zu erreichen, müssen bereits im laufenden Jahrzehnt die CO₂-Emissionen um fast die Hälfte zurückgehen und der Umstieg auf Erneuerbare Energien schneller erfolgen.

Die Studie „The Decade that Matters 2.0“ von BayWa r.e. zeigt, dass der Umstieg zwar im Gang ist, aber durch Krisen immer wieder zurückgeworfen wird. So erwarten politische und Unternehmensentscheider in Europa und den USA, dass der Krieg in der Ukraine die globalen Netto-Null-Ziele bis zu drei Jahre verzögert. In Deutschland (DE) geben mehr als ein Viertel der Befragten (28%) eine Verzögerung von vier Jahren an. Gleichzeitig beschleunigt die Klima- und Energiekrise die Umstellung auf grüne Energie. 96 Prozent der Unternehmen (DE: 94 %) beziehen Erneuerbare Energien oder planen es für die Zukunft und 53 Prozent (DE: 54 %) geben an, dass steigende Energiepreise die eigene Nachhaltigkeitsstrategie vorangetrieben haben.
 
„Zwei Jahre nach der ersten ‚Decade That Matters‘ Studie ist deren Stoßrichtung aktueller denn je. Die Klimakrise hat weltweite Auswirkungen und kümmert sich nicht um Rezessionen, Politik, Grenzen oder die Anpassungsgeschwindigkeit der Menschheit“, sagt Matthias Taft, CEO bei BayWa r.e. „Der Krieg in der Ukraine hat zwar die Umstellung auf Erneuerbare Energien beschleunigt, aber gleichzeitig die kurzfristige Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erhöht. Die Umfrage zeigt jedoch, dass der Handlungsdruck in der Öffentlichkeit, in der Politik und bei Wirtschaftsentscheidern bekannt ist. Die Richtung ist klar, aber das Tempo ist entscheidend, da jede Verzögerung die Gefahr einer weiteren Verschärfung der Klimakrise birgt. Die aktuelle Geschwindigkeit ist nicht schnell genug.“
 
BayWa r.e. hat für die Studie „The Decade That Matters 2.0“ 3.000 Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik in der EU, Großbritannien und den USA befragt. Zudem wurde mit Social Listening-Tools der öffentliche Online-Diskurses analysiert.
 
Schuldzuweisungen zwischen Politik und Unternehmen in Europa
 
Vor allem in Europa gehen die Ansichten von Unternehmens- und politischen Entscheidern auseinander, was die größten Hindernisse auf dem Weg zu Netto-Null sind. Führen Erstere mangelnde Unterstützung durch die Regierung (34 %) an, sehen Letztere dagegen technische Herausforderungen und die Geschwindigkeit, mit der sich Unternehmen und die Öffentlichkeit anpassen können (je 34 %) als größte Probleme. In einem Punkt sind sich beide Gruppen einig: 45 Prozent der Unternehmensentscheider und ein Drittel (32 %) aus der Politik sehen die Kosten als großes Hindernis.
 
In Deutschland sind die größten Hindernisse auf dem Weg zu Netto-Null laut politischen Entscheidern die Geschwindigkeit, mit der sich Öffentlichkeit und Unternehmen anpassen können, sowie technische Herausforderungen der Umstellung (je 35 %). Für deutsche Unternehmensentscheider hingegen sind die Kosten für die Umstellung das größte Hindernis (44 %). Die Hälfte der politischen Entscheider in Deutschland (49 %) sagt zudem, dass ihr Land nicht genug unternimmt, um den Klimawandel aufzuhalten.
 
„Der regulatorische Rahmen in Europa bietet weiterhin nicht genügend Unterstützung, um die Ausbauziele für Erneuerbare Energien auch wirklich erreichen zu können. Hier in Deutschland sehen wir es beispielsweise mit den Einschränkungen für Floating-PV. Unser Bericht ist ein weiterer Weckruf dafür, dass Wirtschaft und Politik den Weg in Richtung Energiewende schneller ebnen und beschreiten müssen“, so Taft.
 
Änderung in der öffentlichen Diskussion spiegelt Handlungsdruck wider
 
Die Social-Media-Analyse der Studie zeigt eine wachsende Veränderung der Diskussion zum Thema Klimawandel. Hat die erste Studie vor zwei Jahren noch eine Verfünffachung der Erwähnungen von „Netto-Null“ zwischen 2015 und 2019 registriert, war dies bereits in den folgenden drei Jahren wieder der Fall.
 
Auch kehrte im Jahr 2022 der Begriff „Kohle“ mit über einer Million Erwähnungen pro Monat in die weltweite Diskussion zurück – ein Anstieg von fast 12 Prozentpunkten gegenüber 2021. Zudem zeigt die Analyse, dass die Verbraucher zunehmend dringliche Begriffe wie „Klimakrise“ verwenden, und weniger von „globaler Erwärmung“ sprechen.
 
„Wir sehen, dass sich auch in der öffentlichen Diskussion die Dringlichkeit beim Thema Klimawandel widerspiegelt. Zum Teil ist hier eine wachsende Ungeduld mit dem derzeitigen Tempo der Veränderungen zu erkennen. Noch haben wir die Möglichkeit, die katastrophalsten Auswirkungen der Klimakrise abzuwenden, aber dieses Zeitfenster schließt sich rasch“, betont Taft.
 
 
Methodik:
 
Die repräsentative Studie „The Decade That Matters 2.0“ beinhaltet Ergebnisse einer von Censuswide im Auftrag von BayWa r.e. Ende 2022 durchgeführten Umfrage. Dabei wurden über 3.000 Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, dem Vereinigten Königreich und den USA befragt.
 
Darüber hinaus gibt die Studie Einblicke in die Online-Konversationen rund um den Klimawandel. Mit Hilfe von Brandwatch Social Listening Tools würden hierfür über eine Milliarde Online-Erwähnungen von Schlüsselbegriffen analysiert. 

 

Symbolbild (c) shutterstock / Soloviova Liudmyla

zur ÜbersichtVorherige NewsNächste News

Kontaktformular